Über Uns

Im Juli 2014 taten sich ein paar Menschen zusammen, um aus eigener Kraft die Rothe Ecke zu gründen – mit einer gemeinsamen Vision: Da ansetzend, wo wir stehen, leben, arbeiten und wohnen, die Gesellschaft ein Stück gerechter machen.

Eine verrückte Idee? Vielleicht. Doch diese Herangehensweise hat mehr Hand und Fuß, als es auf den ersten Blick erscheinen mag…
…lies mehr

Am Arbeitsplatz wird mit immer weniger Zeit zu einem kleinen Lohn immer mehr von uns verlangt, bis wir vollkommen ausgelaugt sind. Der Nahverkehr wird immer teuerer und es wird immer mehr gestrichen. Für die Wohnung muss man auch immer mehr zahlen, obwohl oft kaum was vom Vermieter aus verbessert wird. Im Job Center werden wir unter Druck gesetzt, dumme Maßnahmen zu machen, die uns nicht weiterbringen, uns für Jobs zu bewerben, in denen wir ausgebeutet werden und die uns nicht liegen. Ja, stimmt wir könnten einfach frustriert die Decke über den Kopf ziehen und uns verzweifelt darin vergraben. Denn was kann man schon dagegen tun?

Aber wo haben wir, als Arbeitende, Nutzer des Nahverkehrs, Mieter, Arbeitslose denn einen direkten Einfluss auf die Verhältnisse unter denen wir leiden? Wenn wir Parteien wählen, in der Hoffnung, sie würden sich für uns einsetzen, haben Politiker die Kontrolle über unser Leben. Wenn wir darauf warten, dass die Geschäftsleitung endlich mal zu Vernunft kommt, überlassen wir dem Chef unser Schicksal. Wenn wir hoffen, dass die Gewerkschaftsfunktionäre das schon für uns regeln, geben wir die Verantwortung an Institutionen ab, für die die Stabilisierung des Systems leider sehr häufig wichtiger ist, als unsere Rechte als Arbeitende. Und meistens haben Politiker, Chefs und Funktionäre ganz andere Interessen als wir.

Aber worin liegt ihre Macht über uns? Indem wir Tag für Tag tun, was sie von uns verlangen, indem wir zulassen, dass sie über unser Leben entscheiden, indem wir mitmachen, tragen wir alle dazu bei, dass das System aufrecht erhalten wird, obwohl wir es ungerecht finden und vielleicht ab und zu mal meckern. Das ist natürlich auch logisch, dass wir das tun, denn als Einzelne haben wir kaum Macht, da etwas zu verändern.

Und worin liegen dann unsere Möglichkeiten, diese Dinge zum Wohl aller Arbeitenden, Mieter und Arbeitslose zu beeinflussen? Wenn wir nicht arbeiten würden, würde der Laden nicht laufen. Sie brauchen uns, um ihre Gewinne zu scheffeln. Wenn wir alle keine Fahrkarten kaufen, keine Miete zahlen würden, wären die KVG und unsere Vermieter bald pleite. Sie brauchen uns, zu ihrem Reichtum.

Das bedeutet also, unsere Macht liegt darin, ihnen unsere Zusammenarbeit zu entziehen. Umso mehr Menschen dabei mitmachen, umso größer ist die Wirkung. Das bedeutet, unser Einflussvermögen wächst, je mehr Menschen sich bei solchen direkten Aktionen beteiligen. Doch so etwas passiert nicht mit einem Mal, sondern es passiert Schritt für Schritt. Und mit jedem Schritt wächst die Intensität unseres Einsatzes.

In dieser Welt wird einem nichts geschenkt. Unternehmen, Regierung und Behörden machen leider erst Zugeständnisse, wenn sie die Konsequenzen fürchten, die ihre Ignoranz uns gegenüber mit sich bringen. Das kann ein schlechter Ruf in der Öffentlichkeit sein oder tatsächliche Profiteinbußen.

Anknüpfend an diese Gedanken, ist es unser Ziel, in möglichst vielen Lebensbereichen die Gründung von tatkräftigen Initiativen und  Interessengemeinschaften anzuregen. Wir stellen uns ein Rothenditmold, ein Kassel vor, indem sich Mieter in Räten zusammenschließen und einen wirksamen, selbstgemachten Mieterbund von unten aufbauen, der in der Lage ist, Wohnraum für alle zu erkämpfen. KVG-Nutzer bauen ein Netzwerk auf, das es durch gemeinsame Kampagnen schafft, die jährlichen Fahrpreiserhöhungen zu stoppen, ein Sozialticket einzuführen und die Fahrkonditionen so zu gestalten, dass es den Nutzern und Arbeitenden des Nahverkehrs zu Gute kommt. In immer mehr Betrieben formieren sich Gruppen von Aktiven, die Gewerkschaftsarbeit selbst in die Hand nehmen und sich gemeinsam für mehr Mitbestimmung und faire Bedingungen am Arbeitsplatz einsetzen. 20150307_223415Um das Stück für Stück zu erreichen, bedarf es jedoch einer Menge Arbeit, viel Zeit und leider auch Geld. In der Rothen Ecke müssen wir nicht nur Miete und Nebenkosten zahlen, sondern benötigen immer wieder auch Flyer, Poster und Materialien für Workshops. Das alles kostet. Bisher zahlen die Gründungsmitglieder die Miete aus eigener Tasche (und wir sind auch nur ganz normale Arbeitnehmer) und die Nebenkosten werden durch ein paar coole Dauerförderer finanziert. Wir balancieren bisher leider immer am Rande des Limits. Damit wir nachhaltig und langfristig an der Verwirklichung dieser Vision arbeiten können, brauchen wir jedoch auch Deine Unterstützung. Wenn jeder, der uns mag, 5 € im Monat dazu geben würde, müssten wir uns nicht mehr jeden Monat mit finanziellen Problemen rumschlagen und könnten uns – zusammen mit Dir – ganz auf die eigentliche Arbeit konzentrieren.

Mehr als ein Stadtteiladen…